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Datum:  24.08.1995
Ressort:  Lokales
Autor:  ths

Um 16.35 Uhr loggte "Reinhilde" wieder aus

Senatorin im digitalen Dialog mit Jugendlichen

HELLERSDORF Einen "Heißen Draht zur Politik" verspricht die Jugend-Mailbox "Spinn(en)werk". Am Dienstag vernetzten sich Jugendsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) und Hellersdorfer Jugendliche.

Um 16.25 Uhr loggt sich die Senatorin (Username: Reinhilde) ein: "Hier ist Ingrid Stahmer, die ewig nicht mehr getippt hat", erscheint auf dem Bildschirm der Medienwerkstatt in der Hellersdorfer Jugendeinrichtung "Helliwood". Ein Dutzend Jugendlicher wartet hier auf die Gelegenheit, mit der Bürgermeisterkandidatin in den digitalen Dialog zu treten. Möglich macht das die Jugend-Mailbox "Spinn(en)werk", die seit 1993 neben Szeneinfos auch eine "Hotline" zu Politikern anbietet.

Fragen haben die Kids zuhauf. Da will der 15jährige Michael Borrmann wissen, ob die Senatorin ihn bei der Suche nach einer Lehrstelle unterstützen könnte. Dennis Tietze fragt, warum es "kein Geld für ein zweites Schwimmbad" gibt. Die neunjährige Janine Schubert beklagt, daß ihre Mutter keine Halbtagsstelle bekommt.

Während der sechs Jahre ältere Stephan Braasch zu geringes "Finanzgeld für Schulen" und einen "renovierungsbedürftigen Sportplatz" kritisiert, verweist der 12jährige Dennis darauf, daß die ABM-Mitarbeiter des "Helliwood" "hier nur kurz arbeiten können und wieder gehen müssen". Die Jugendlichen wollen sie aber behalten: "Was können sie tun?" Die 10jährige Andrea Brumby fordert "mehr Rechte für mich und meine Geschwister", insbesondere wünsche sie mehr Freiheit bei der Bemessung von Spielzeit und Taschengeld: "Warum geht das nicht?"

"Spannende Fragen", antwortet die SPD-Spitzenfrau, "aber zu viele für eine Person." Die Themen Schwimmbad, Sport- und Spielplatz seien Sache des Bezirks, "weil der Senat da nichts zu sagen hat". Die "Helliwood"-Stellen könnten wegen der knappen Haushaltsmittel nur auf ABM-Basis besetzt werden. "Die übrigen Fragen werden wir in der Jugendverwaltung in der nächsten Woche beantworten. Herzliche Grüße."

Schon um 16.35 Uhr loggt Ingrid Stahmer wieder aus: "Es lief toll", drahtet der Senatsterminal. Die Computerkids im "Helliwood" sehen das etwas anders: "Unheimlich prickelnd", quittiert der 19jährige Abiturient Alexander Herrmann den Zehnminutenkontakt mit der hohen Politik sarkastisch.

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