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Den Anfang hat die 12jährige Ina Peters

aus Wilmersdorf mit dem Roman "Der Zauberspiegel" gemacht.

Zum Reinschnuppern hier das neunte Kapitel:


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Ina Peters
aus: Der Zauberspiegel

9. Kapitel

Der Funtum

Dernis und Kai hatten sich schnell wieder versöhnt.

Nachdem Dernis ihn ein paar mal aufgefordert hatte, weiter zu ziehen, brachen sie auf. Kai war viel stiller als sonst. Dernis wußte nicht warum er schwieg. Sie wunderte sich zwar ein wenig, aber sagte nichts.

Plötzlich fragte Kai:"Was starrst du mich denn so an?" "Ach, nichts"antwortete Dernis."Wieso bist du denn so leise? Du quasselst doch sonst wie ein Wasserfall." "Na ja",Kai druckste."Es ist, weil, ich hab so ein komisches Gefühl." "Was denn für eines,"wollte Dernis wissen. "Als ob irgend etwas passieren würde." "Du spinnst ja!" Dernis begann zu lachen. Kai lief trübsinnig neben ihr her. "Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber ich habe so ein flaues Gefühl im Bauch." "Sag doch gleich, daß du Hunger hast,"rief Dernis. Verwundert schüttelte er den Kopf. "Verdammt noch mal, ich habe keinen Hunger, ich habe....."er zögerte kurz, dann fuhr er fort:" Ich habe ein wenig Angst." "Wovor denn?" Fragte Dernis während sie mit ihrem Schwert ein Paar Früchte abschlug. "Das weiß ich nicht."Dernis zuckte mit den Schultern. "Na ja, was soll man auch anderes erwarten, von einem Außerirdischen." Jetzt viel Kai plötzlich ein, was er Dernis schon die ganze Zeit fragen wollte. "Sag mal, wie kommt es, das du und alle Wesen hier meine Sprache so gut beherrscht?" "Eigentlich sprechen wir gar nicht deine Sprache, aber wer nach Tawie kommt, denkt zwar, das er seine Heimatsprache spricht, redet aber in Wirklichkeit die unsere. Und du kannst uns verstehen, weil wir die gleichen Worte sprechen wie du."Kai war verwirrt. "Wie geht denn das? Ich meine, wieso kann ich euch verstehen, wenn ihr eine mir völlig unbekannte Sprache redet?" "Das ist ja das gute",lachte Dernis."Hier in Tawie quatschen wir alle in der selben Sprache ohne es zu merken. Wer dieses Land betritt, kann automatisch nur noch diese Sprache und keine andere, bis er es wieder verläßt." "Das ist mir zu kompliziert." "Hi,hi,hi.Kai, du wirst einiges nicht verstehen."Plötzlich wurde Kai wieder unsicher. "Das tu ich schon jetzt nicht. Da ist es wieder." "Was ist jetzt wieder?"Dernis verstand Kai manchmal auch nicht. "Dieses Gefühl",sagte Kai, "nur viel stärker als vorhin."Jetzt verstand Dernis. "Ach das meinst du. Das ist der Funtum. Eine Art Nebel, nur viel dichter, und gefährlicher.Im Funtum bricht häufig die Erde auf, wenn du nicht schnell genug bist, fällst du rein und die Erde schließt sich wieder. Dann dürftest du relativ schnell tot sein. Manchmal kommt es auch vor, daß dort, wo vorher ebenes Land war, sich Vulkane herauf heben und Feuer speien". Damit hatte Kai nicht gerechnet. "Und ich dachte, daß es in diesem hübschen Land nichts böses passieren könnte." Er bekam es mit der Angst zu tun. Er zitterte am ganzen Körper und stotterte unaufhörlich.

Seine Gefühle überschlugen sich. Jetzt war es ganz nebelig, man konnte nichts mehr sehen und die Erde bebte gefährlich. Wo man auch hinsah, sah man nichts anderes als eine graue undurchdringbar scheinende Masse. Es war ein einziger Alptraum. Kai wollte nach Dernis greifen und hoffte, daß sie ihn irgendwie beschützen würde. Als er sie erfasste, spürte er, daß auch sie etwas beunruhigt schien.

Das machte ihn noch ängstlicher, denn wenn sie Angst hatte, mußte es etwas sehr schlimmes sein, was ihnen da bevorstand. "Hör gut zu Kai, wenn wir uns verlieren sollten, dann rufe so laut du kannst 'Tschalumba' und schon wirst du gerettet sein. Das gilt überhaupt für immer. Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, weil du dann zur Erde zurückkehrst und nie wieder her kannst, aber wer ahnt denn auch, daß so etwas passiert wie dieser Funtum." "Ist er denn sehr schlimm?"wollte Kai wissen. "So schlimm habe ich ihn noch nie erlebt." Ängstliche Stille herrschte. Keiner der beiden wagte ein Wort zu sagen aus Angst, daß sich die Erde auftun könnte.

Dann plötzlich zuckte Dernis zusammen. Kai spürte es, da er ihre Hand hielt, weil er dachte, daß sie besser wüßte wo man hintreten dürfe und wo nicht. "Was ist," erkundigte er sich leise. Jetzt konnte er ihr Gesicht erkennen. Sie war noch bleicher als sonst und starrte fassungslos in die Richtung, aus der der Nebel gekommen war. Jetzt rannte sie los, sie stürmte davon ohne sich nach Kai umzusehen. "Warte doch, bitte!" Kai rannte ihr nach. Er spürte, wie ihm Tränen über die Wangen liefen. Schluchzend stolperte er durch den Nebel ohne zu wissen wohin er lief. Flehend schrie er, daß Dernis ihn nicht alleine lassen sollte. Doch es half nichts, sie lief ohne zu halten. Er hatte sie aus den Augen verloren. "Nein! Nein, bitte nicht! Dernis, bitte!" Er brach zusammen. Auf allen Vieren hockte er schluchzend auf dem Boden. Jetzt weinte er. Endlich. Jetzt hatte er den Mut und konnte es auch nicht mehr verbergen. In der Schlucht hatte er zwar auch schon geweint, aber nicht mit so einem unterdrückendem Gefühl wie jetzt. Zusammengesackt saß er da, den Kopf in den Nacken gelegt. Er schluchzte herzzerreissend. Warum hatte Dernis ihn nur so im Stich gelassen? Oder hatte er sie im Stich gelassen? Kai konnte keinen klaren Gedanken fassen. Da hörte er plötzlich einen Schrei. Sein erster Gedanke war, ob es Dernis war, aber er klang anders als sie. Was war mit Dernis? War sie verunglückt? Wieso ist sie wie betäubt davongerannt? Hat eine Hyra es geschafft sie in ihre Gewalt zu zerren? Sie war schnell und gewandt, als er sich erinnerte, merkte er, das sie viel schneller und geschickter war als der schnellste und geschickteste Sportler den er einmal gesehen hatte. Ja, sie mußte ein Wunder sein. Etwas anderes würde nicht auf sie zutreffen.

Zur gleichen Zeit stopte sie vor einer aufgebrochenen Fläche. "Lydiu!" "Lydiu bist du hier?" "Dernis?! Schnell, renn weg. Die Hyras sind hier. Sie werden dich schnappen."

"Es tut mir so leid, daß ich dich damals allein ließ!"rief sie.

"Nie wieder werde ich diesen Fehler begehen. Ich werde für immer bei dir bleiben." Ihr Gesicht war verheult. Sie Schluchzte, während sie sprach.

Jetzt sprang sie ab ohne zu beachten, daß der Abgrund recht tief zu sein schien. Ein dumpfer Aufprall. Sie war unten angekommen. Lydiu stand fassungslos vor ihr. Er war ein Junge, der ein Stück größer war als Dernis. Er sah gut aus. Seine Haare waren braun und seine Augen ebenfalls. Mit besorgtem Blick kniete er sich zu ihr herunter.

"Ist dir etwas passiert?" "Nein, nein", sagte sie. "Mir nicht und dir?" "Auch nichts. Du mußt wahnsinnig sein, du wußtest doch gar nicht, wie tief der Abgrund ist." Er schüttelte den Kopf. "Na und? erwiderte sie. "Die Hauptsache ist doch, daß dir nichts passiert ist."Lydiu widersprach: "Nein, denn wenn dir etwas geschehen währe, hätte ich mir das nie verziehen. Nie," beteuerte Lydiu das, was er gesagt hatte.Doch Dernis widerholte:"Ich hätte dich nie alleine lassen dürfen. Nie von dir weggehen dürfen." Nun richteten sie sich wieder auf. "Und ich dachte, Dernis, daß du mir nie verzeihen würdest." "Mensch Lydiu, ich war gar nicht sauer auf dich, sonder auf mich selbst, weil ich der Königin nicht gesagt habe, daß meine Eltern das ganze inszeniert haben." "Du hast die Königin belogen? Ausgerechnet du," fragte er ungläubig. "Ja," gestand sie kleinlaut. Lydiu begann zu lachen und kurz darauf lachte auch Dernis. Sie wirkten unendlich glücklich. "Dernis, alles wird werden wie früher. Wir werden über die Felder galoppieren, uns den Wind durch die Haare wehen lassen, den Sonnenuntergang beobachten, die Bösen bekämpfen, von der Königin Auszeichnungen bekommen und die besten Freunde sein." Plötzlich hörte Dernis auf zu lachen und sie verkrampfte sich wieder. "Was ist mit dir los? Klingt das nicht toll?"fragte Lydiu. "Schon..."sie wandte sich ab."Es ist nur, ich mußte gerade an einen Jungen denken, an Kai." "Ich verstehe, es wird nicht werden wie früher," sagte Lydiu leise. "Was habe ich auch erwartet, das du zurückkommst, mir vergibst und wir genauso glücklich werden wie damals.Na ja, alles nur Hirngespinnste. Tja, ich bin halt nicht der einzige Junge der dich bewundert." "Nein, es ist nicht so wie du jetzt denkst, Lydiu. Ich liebe ihn nicht. Nachdem ich der Königin erzählt habe, daß wir nicht mehr ein Team sind, hat sie ihn herkommen lassen, damit wir zusammenarbeiten. Und als ich dich schreien hörte, erinnerte ich mich daran, daß wir uns geschworen hatten den anderen niemals im Stich zu lassen. Auf jeden Fall habe ich ihn allein im Funtum stehen lassen. "Lydiu fragte: "Und jetzt machst du dir Sorgen?" Dernis war schuldbewußt. "Ja, irgend wie schon." "Du magst ihn doch sehr gern, nicht wahr,"bemerkte Lydia.

"Ach, Quatsch. Aber ich glaube nicht, daß es so werden kann wie früher."

"Aber wieso nicht, Dernis? Ich denke, daß du ihn nicht magst. Warum soll es sich nicht wieder alles zurückentwickeln."

Lydiu war früher einmal ein sehr guter Freund von Dernis. Sie hatten gemeinsam viel Spaß miteinander. Dann starteten die Eltern von Dernis den Mordanschlag gegen die Königin. Dernis wußte, daß es ihre Eltern gewesen waren, sagte es aber nicht. Sie hatte die Herrscherin noch nie zuvor angelogen. Für die Königin würde sie ihr Leben geben. Dennoch log sie sie an. Sie war danach so sauer auf sich selbst, daß sie, als sie Lydiu sah wie er an ihrem Pferd stand, ihn so anschrie, daß er nichts an diesem zu suchen hätte, das er sich entsetzt zurückzog. Seitdem hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Nun tat es ihr sehr leid. Sie mochte ihn zwar noch, aber nicht mehr auf die Art und Weise wie damals. Früher hatte sie das Gefühl, daß sie nicht nur gewöhnliche Freunde waren sondern halt besonders gute. Jetzt ist es anders. Als sie noch oben stand dachte sie, daß es wieder so sein würde, wenn sie ihn erst wieder sehen könnte. Der Streit lag schon zwei Jahre zurück. Wahrscheinlich war die Zeit dazwischen zu lange gewesen. Dernis spürte es, wußte aber nicht, wie sie es ihm sagen sollte. Doch plötzlich tat er ganz unerwartet den ersten Schritt. "Dernis, ich muß dir sagen, daß....... naja, ich........ich glaube, daß ich dich nicht mehr ganz so gern habe wie damals.

Das soll nicht heißen, daß ich dich nicht mehr mag. Sei bitte nicht allzu traurig ja?"Dernis war erleichtert:"Wie könnte ich? Genau das gleiche wollte ich dir auch gerade sagen. Ich bin dir wirklich sehr dankbar, daß du es gesagt hast." Ihre Augen hatten jetzt wieder diesen entschlossenen Ausdruck. Sie war froh, das Lydiu ihr das abgenommen hatte. "So, da das ja nun geklärt ist, müssen wir hier nur noch rauskommen." Lydiu lächelte. "Das bist du Dernis. Dieses zögerliche paßt nicht zu dir. Du wußtest schon immer, was du willst." Dernis begann an der steilen Wand herauf zu klettern. Sie konnte sich nicht mehr halten und sprang wieder nach unten. Auf einmal machte sie ein entsetztes Gesicht. "Mein Schwert! Ich habe es oben verloren. Ohne es schaffe ich es nie Tongo zu besiegen." Dann wandte sie sich um und schaute nach oben. "Was ist," fragte Lydiu. Dernis flüsterte: "Ich habe etwas gehört. Ob das die Hyras sind?!"Nun kam von oben eine Stimme: "Hä,hä. Ich wußte, daß du kommen würdest Dernis." Oben lehnte sich jetzt eine Hyra über den Rand. "Der Krater kann sich nicht schließen. Wir haben ihn nämlich gehext. Na ja, wie heißt es doch so schön? Alte Liebe rostet nicht." "Ich liebe ihn nicht du alte blöde Hexe," fuhr Dernis mit dem altbekannten Temprament auf die Hyra los. " Oh, nein. natürlich nicht,"rief die Hyra. "Nein Dernis. Laß sie doch", Lydiu zog sie ein Stück zurück. "Du bringst dich doch nur selbst in Gefahr."

Zwei Hyras traten an den Rand des Kraters. Eine von den Beiden war Dernis' Mutter, die Hyrakönigin. Dernis rief: "Gebt mir mein Schwert und kämpft wie es sich gehört. Oder seit ihr etwa zu Feige?" fragte sie herausfordernd. "Feige? Ich? Niemals," rief die Hyrakönigin. Sie hob die Hände und ein Blitz schoß hervor.


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